Eulen-Überraschungen

Eine schöne Begleiterscheinung meines Vorhabens ist es, dass ich den Landkreis Erlangen-Höchstadt noch einmal ganz anders kennen lernen kann. Dazu gehört auch, dass ich dessen extreme Enden besuche. Diesmal ist der äußerste Osten dran.

Wussten Sie, dass die Fränkische Alb bis an die Landkreisgrenze reicht? Im östlichen Zipfel des Gemeindegebiets von Eckental ist für einige Hundert Meter der Albtrauf tatsächlich die Landkreisgrenze. Dies ist mit etwa 530m auch der höchste Punkt im Kreis – fast 150m mehr als die höchsten Steigerwaldhöhen bei Wachenroth oder Vestenbergsgreuth. Ich habe mir dieses Gebiet ausgesucht, weil ich auch hier einen Uhu vermute.

Blick vom höchsten Punkt im Landkreis ERH.

Stefan Hannabach ist wieder mit von der Partie. Wir treffen uns in Oedhof, der östlichsten Siedlung in ERH und erklimmen den Rand des Albanstiegs. Der Ausblick ist gigantisch und reicht über Eckental und Erlangen hinweg bis hinter Herzogenaurach – fast ganz ERH liegt zu unseren Füßen. Oben auf der Hochfläche, schon im Landkreis Nürberger Land, liegt der Flugplatz Lillinghof.

Gerade als es richtig dunkel wird, hören wir Rufe: Ein weiblicher Uhu! Nicht so volltönend wie das Männchen, aber dennoch unverkennbar. Bingo! Durch den inzwischen stockdunklen Wald geht es wieder zurück – leider ohne dass sich der Vogel noch einmal zu Lautäußerungen hinreißen ließe.

Im letzten Büchsenlicht: Sumpfohreulen-Suche bei Kalchreuth.

Am nächsten Abend bei Kalchreuth: Lukas Sobotta hat hier ebenfalls eine Eule entdeckt – eine noch viel seltenere als den Uhu. Sumpfohreulen sind in Bayern ausgestorben. Sie kommen nur noch zum Überwintern zu uns, und das auch nur äußerst selten. Im Landkreis gibt es nur ganz wenige Nachweise. Und so stehen ein halbes Dutzend Mitglieder des Erlanger Birderstammtischs auf der Anhöhe und frieren in der Hoffnung, die seltene Erscheinung zu beobachten. Tatsächlich, im „letzten Büchsenlicht“, fliegen plötzlich zwei geisterhafte Schatten gaukelnd über die Wiesen und Äcker! Mit dieser außergewöhnlichen Art hätte ich für mein Big Year überhaupt nicht gerechnet!

Nachtrag: Das unpassende Habitat – Sumpfohreulen bevorzugen Brach- und Sumpfland – und Meldungen anderer Beobachter führten zu erheblichen Zweifeln an der Artbestimmung. Vier Tage später bin ich deshalb mit Michael Bokämper und Stefan Hannabach nochmal vor Ort. Wieder sehen wir in der späten Dämmerung geisterhaft umherhuschende Eulen. Und wir hören – eine Waldohreule. Für diese bei uns nicht seltene Art passt auch das Habitat viel besser. Beide Arten sind in schlechten Lichtverhältnissen kaum zu unterscheiden. Ich ändere meine Bestimmung auf die wesentlich wahrscheinlichere Art. Als „Beifang“ gab es noch einen Waldkauzruf – der schaurig-schöne Ruf unserer häufigsten Eule.

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