Der Dechsendorfer Weiher, genauer die Dechsendorfer Weiher, offiziell Großer und Kleiner Bischofsweiher, sind das Top-Gebiet der Erlanger Vogelgucker. Hier sind fast immer zahlreiche Wasservögel zu sehen und in den umliegenden Wäldern gibt es weitere interessante Arten.
Der „Dechsi“ ist aber auch das wichtigste Naherholungsgebiet aller Erlanger, die keine Vogelgucker sind (sog. „Muggles“). Besonders an einem milden 2. Januar, der auf einen Sonntag fällt, bekommt man das zu spüren. Manche Vogelarten sind unempfindlich gegenüber dem Freizeitdruck der Menschen, manche weniger.

Mit einem Freund und mit Fernglas und Spektiv bewaffnet stürzte ich mich in das Getümmel. Für die erste spezielle Art benötigt man aber keine besondere Optik, das bloße Auge reicht: Schwarzschwäne. Die drei Vögel sind ein Zuschauermagnet am Großen Bischofsweiher und lassen Menschen sehr nahe an sich heran, besonders wenn sie mit einer Ladung Mais ankommen. Dabei gehören diese Vögel eigentlich gar nicht in unsere Gegend.
Schwarz- oder Trauerschwäne kommen aus Australien. Dort sind die schönen eleganten Vögel die ganz normale vorherrschende Art. In Europa wurden die Tiere ausgesetzt. Inzwischen gehören sie zur heimischen Wildfauna. Im Landkreis ERH lassen sich Schwarzschwäne seit mindestens 10 Jahren nachweisen. Sie haben bereits mehrfach erfolgreich gebrütet. Das Paar am Dechsi ist seit mindestens 2 Jahren vor Ort. Im letzten Sommer hat von 2 Jungen eines überlebt, es begleitet die Eltern ständig und ist inzwischen fast nicht mehr von ihnen zu unterscheiden.

Aufgrund des großen Besucherandrangs waren am Großen Weiher heute nur Vögel anzutreffen, die ebenfalls auf menschliche Nahrungsgeber erpicht sind: Höckerschwäne, Stockenten und Blässhühner sind die drei häufigsten Wasservogelarten bei uns. Die störungsempfindlicheren Vögel hatten sich zum Kleinen Dechsi verzogen: Reiher-, Schnatter- und Tafelenten sind in unserem Gebiet häufige Brutvögel. Dazu kamen mehrere Schellenten. Diese schönen skandinavischen Wintergäste ließen sich schon bei ersten Balzversuchen beobachten. In den seichten Bereichen des Weihers standen außerdem Grau- und Silberreiher. Ein Kormoran gesellte sich dazu. Die häufigste Art waren aber Gänsesäger, die bei uns ebenfalls nur als Wintergäste vorkommen.
Auf dem Rückweg gab es noch zwei absolute Highlights: auf einer Wiese westlich der Weiher hatte ich Gänse gehört. Vor Ort stellte ich fest, dass nicht nur die häufigen Grau- und die unbeliebten Nilgänse – ebenfalls eine eingeschleppte Art – auf den Wiesen grasten, sondern auch eine Gruppe Blässgänse. Diese auf den ersten Blick einer Graugans ähnliche Art fällt durch ihre dunklere Färbung, kleineren Wuchs und die Blässe am Schnabel auf. Es handelt sich um Wintergäste aus Skandinavien oder Sibirien, die den relativ milden Winter bei uns verbringen. In der Region sind sie nicht allzu häufig und ziehen oft nur durch.

Eine weitere Besonderheit ist bei uns noch viel seltener: Im unübersichtlichen Schilfbereich zwischen Kleinem und Großen Bischofsweiher überwintert eine Rohrdommel. Dieser seltene reiherähnliche Vogel ist bei uns leider ausgestorben. Seit einigen Jahren sucht aber mindestens ein Vogel den Dechsi als Winterquartier auf. Wenn man genau weiß wo, kann man den störungsempfindlichen Vogel in der Dämmerung im Schilf aufstöbern – eine echte Seltenheit in unserer Region!