Zu den herausforderndsten Arten, die ich im Jahr 2022 im Landkreis ERH vor der Brust habe, gehört die Wasseramsel. Dieser an saubere Fließgewässer gebundene Vogel ist in der Fränkischen Schweiz an der Wiesent noch häufig. Bei uns ist das anders: In der westlichen Hälfte des Landkreises ist sie traditionell nicht vertreten. Im Osten gab es jahrelang Bruten bei Uttenreuth und Weiher an der Schwabach. Seit 2017 ist sie dort aber nicht mehr gesehen worden.
Ich habe mir vorgenommen, entlang der Schwabach nach Wasseramseln zu suchen. Die Jahreszeit scheint mir günstig, da nicht nur die dichte Vegetation durchlässiger ist, sondern auch rastende Vögel aus höheren Lagen hier überwintern können. Wenn es nötig sein sollte, werde ich den gesamten Fluss zwischen Erlangen und Forth in drei Etappen absuchen.

Ich beginne an der Essenbacher Brücke. Mich begleitet Ingo Drews, wie ich passionierter Vogelgucker aus Bubenreuth. Gleich hinter der Brücke in Richtung Klinikum ist eine gute Stelle mit Stromschnellen. Auch oberhalb des Bürgermeisterstegs wurde durch Umbaumaßnahmen die Schwabach wieder wilder gemacht, was der Wasseramsel zugute kommen sollte. Statt der erhofften Art ergeben sich als „Beifang“ ein Waldbaumläufer und eine Gruppe Bergfinken, die mit einem großen Schwarm Buchfinken bei Sieglitzhof auf einem Acker rasten.

Ingo verabschiedet sich vor Buckenhof. Ich verfolge den Fluss weiter Richtung Uttenreuth. Das Tal ist hier wunderschön, der Fluss mäandriert und darf noch Prall- und Gleitufer ausbilden – was für ein Kontrast zum Main-Donau-Kanal. An einer besonders verwunschenen Stelle entdecke ich zwei Schwanzmeisen, von denen sich eine durch den reinweißen Kopf und Bauch als nordische Unterart caudatus entpuppt! Im weiteren Verlauf gibt sich auch der Eisvogel die Ehre. Vor den „Fünf Schützen“ bei Uttenreuth ist eine Stelle mit guter Strömung, wo die Wasseramsel viele Jahre lang gebrütet hat. Doch auch dort ist keine zu sehen – ich werde es demnächst flussaufwärts von Uttenreuth weiter versuchen.