Hat eine Wanderung im Wald schon tagsüber ihren Reiz, so steigert sich das für mich noch einmal nachts. Wenn die Singvögel still geworden sind und das Licht langsam verlöscht, kommt die Zeit der nächtlichen Jäger: Eulen. Jetzt beginnt die beste Zeit im Jahr für eine Pirsch in der Dunkelheit.
Ich bin wieder im Markwald unterwegs, diesmal im südlichen Teil. Auch wieder dabei ist Stefan Hannabach. Wir wollen in der Dämmerung nach verdächtigen Rufen horchen. Vor allem haben wir es auf den Uhu abgesehen. Diese größte unserer Eulen – die Spannweite kann bis zu 1,7m betragen – ruft schon im Januar. Uhus sind dank strenger Schutzmaßnahmen wieder vielerorts anzutreffen. Im Landkreis ERH sind jedoch keine regelmäßigen Brutplätze bekannt, obwohl in den letzten Jahren immer wieder der Verdacht bestand dass sich doch ein Paar irgendwo niedergelassen hat. Mindestens ein Exemplar ist von anderen Beobachtern seit Dezember nördlich des Dechsendorfer Weihers vernommen worden. Wir wollen versuchen die Herkunft der Rufe genauer zu verorten.
Das Wetter ist nicht ideal: Wind kommt auf, und es regnet leicht. Eulen mögen es eigentlich am liebsten klar und trocken. Das hat der fränkische Winter aber derzeit nicht zu bieten. Nach einer ausgedehnten Tour sind wir schon wieder auf dem Rückweg, als plötzlich doch noch krächzende Laute durch den Wald hallen: Nicht der typische volltönende Ruf des Männchens, der der Art den Namen gab, sondern offenbar ein Weibchen meldet sich hier. Leider bleibt es bei der einen Rufreihe – doch scheint der Markwald tatsächlich dieses Jahr vom König der Eulen als Revier auserkoren worden zu sein.