Winter im Wald

Ein kalter Januarmorgen. Die ideale Zeit für den ersten Waldspaziergang im neuen Jahr. Mein Ziel ist der Markwald, eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete im Landkreis ERH, aber dennoch kaum jemandem in Erlangen ein Begriff.

Der Markwald liegt zwischen Baiersdorf im Osten und Röttenbach im Westen. Er grenzt im Süden an den Dechsendorfer Weiher und im Norden an den Landkreis Forchheim. Auf den ersten Blick sieht er ganz ähnlich aus wie der Reichswald: Kiefern, Kiefern, Kiefern. Bei einem eigenen Besuch findet man aber Unterschiede heraus: Sanddünen sucht man hier vergeblich. Dafür gibt es mitten im Wald Weihergruppen. Und auch die Reliefenergie ist deutlich höher als im eher flachen Reichswald.

Nicht nur Kiefern: Szene im Markwald. Foto: Stefan Hannabach

Bei Waldvögeln ist eher das Ohr als das Auge gefragt. Mich fasziniert, wie man den Hörsinn trainieren kann. Ich stoße aber auch immer wieder an meine Grenzen. Dafür habe ich den Vogelruf-Experten Stefan Hannabach dabei; ich sage zuerst was ich zu hören glaube, er korrigiert mich dann. Vor allem hören wir aber Straßenlärm. Wir tippen auf die A3, die in 5km Entfernung liegt. Aber auch die umliegenden Landstraßen tragen ihren Anteil bei. Schade wie sehr der akustische Zivilisationsmüll selbst in große Wälder eindringt.

Doch dann lassen sich doch die typischen heimischen Winterarten vernehmen: Kohlmeisen und Blaumeisen allenthalben. Dazu vereinzelt Haubenmeise, Tannen- und Sumpfmeise. Wintergoldhähnchen piepsen, Gimpel pfeifen ihr „djüh“. Dazu Gartenbaumläufer, Kleiber und Misteldrossel. Besonders schön glänzt die Morgensonne auf den Schübelsweihern mitten im Wald. Ein Kolkrabe fliegt darüber und ruft. Eichelhäher und Schwarzspecht melden sich. Schön!

An den Schübelsweihern. Foto: Stefan Hannabach

Die Tage vorher hatte ich noch einmal viel Zeit auf die Nachsuche beim Raufußbussard verwendet – leider vergeblich. Dafür bekam ich am Dechsendorfer Weiher einen Mittelsäger zu Gesicht; vielen Dank an Lukas Sobotta für den schnellen Hinweis! Am selben Ort waren heute noch drei Löffelenten anzutreffen, mit ihren ausladenden Schnäbeln unverkennbar. Dafür verpasste ich einen gestern gemeldeten Zwergsäger, ebenfalls ein seltener Wintergast.

Mittelsäger (vorn) mit Gänsesäger (hinten). Foto: Lukas Sobotta

Am Freitag hatte ich noch auf einer kurzen Radelrunde einer Verlandungsfläche beim Baiersdorfer Ortsteil Igelsdorf einen Besuch abgestattet, die für den Ausbau der ICE-Strecke Berlin-München renaturiert worden war. Diese hat sich in den letzten Jahren zu einem Rast- und Überwinterungshabitat für Bekassinen entwickelt – auch heuer sind welche vor Ort. Nahebei streifte noch ein Kornweihen-Weibchen über die Felder – schön, solche Beobachtungen im Regnitztal noch machen zu können, denn auch diese Gegend wird sich in naher Zukunft durch geplante Sport- und Solaranlagen stark wandeln.

Abendstimmung im Regnitztal

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